Care for Chronic Condition, Hospitation, Kongress, Kurzberichte

Kurzbericht: Das „Aging Brain Care Medical Home“ Programm

Autoren: Dr. med. Tilly Eichler, Dr. med. Adina Dreier, PD Dr. med. Horst Christian Vollmar

 

Das „Aging Brain Care Medical Home“ Programm: Best Practice – Modell für die Implementierung eines Dementia Care Management – Programms in die deutsche Regelversorgung.

Dementia Care Management

Dementia Care Management ist ein innovatives Konzept zur Verbesserung der häuslichen Versorgungssituation von Menschen mit Demenz (MmD) und ihren (pflegenden) Angehörigen durch eine möglichst frühzeitige optimale Integration der Betroffenen in das bestehende Gesundheits- und Sozialsystem. Dies wird durch den Einsatz von speziell qualifizierten Pflegefachpersonen, den Dementia Care Managern (DCM), erreicht. Dabei geht es nicht allein um eine Verbesserung der demenzspezifischen Versorgung, sondern um eine umfassende hausarztzentrierte, multimodale und interprofessionelle Behandlung und Betreuung der häufig von Multimorbidität betroffenen Patienten. Mit Hilfe des Dementia Care Managements soll ein möglichst langer Verbleib der Patienten im häuslichen Umfeld bei optimaler Betreuung und hoher Lebensqualität sowohl für die Patienten als auch deren Angehörigen erreicht werden. Gleichzeitig sollen Belastungen für die (pflegenden) Angehörigen, Hausärzte und weitere Fachkräfte minimiert werden. Dieses Konzept wird in Deutschland seit Januar 2012 in Kooperation mit mehr als 130 Hausärzten und über 630 Patienten im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie DelpHi-MV (Demenz: lebensweltorientierte und personenzentrierte Hilfen für Mecklenburg-Vorpommern) durch das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE e.V.), Rostock/Greifswald und das Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald evaluiert.

Hospitation in Indianapolis

Im Rahmen des g-plus Programms „Care for Chronic Conditions“ erfolgte eine Hospitation beim Dementia Care – Programm „ABC Medical Home“ (ABC Med Home) des Eskenazi Health Centers in Indianapolis, welches als Best Practice – Modell für die Planung und Durchführung der Implementierung eines Dementia Care Management – Programms in die deutsche Regelversorgung dienen sollte.

Besuch in der HABC-Klinik (Gedächtnisambulanz)

Besuch in der HABC-Klinik (Gedächtnisambulanz) – www.g-plus.org – Foto: Horst Vollmar

Im Rahmen der Hospitation waren wir in der Lage, alle Arbeitsabläufe des „ABC Med Home“ Programms vor Ort zu begleiten und Erfahrungen mit allen Beteiligten von den „Care Coordinator Assistants“ über die „Care Coordinators“ und Sozialarbeiter bis hin zu den Programmverantwortlichen auszutauschen.

Fallkonferenz im Rahmen des „ABC Med Home“ - Programms

Fallkonferenz im Rahmen des „ABC Med Home“ – Programms – www.g-plus.org – Foto: Horst Vollmar

Die Möglichkeit, ein bereits in der Routineversorgung etabliertes Dementia Care Management – Programm zu besuchen war in vielerlei Hinsicht äußerst hilfreich. Erfahrungen aus dem „ABC Med Home“ – Programm werden in die konkrete Planung und Vorbereitung der Implementierung des Greifswalder Dementia Care Management – Konzepts einfließen (z.B. Gestaltung der Intervention-Management-Software; Umfang der Datenerhebung, Gestaltung des Behandlungsplans).

Austausch mit einer Pflegefach-person und einer Sozialarbeiterin des „ABC Med Home“ - Programms

Austausch mit einer Pflegefachperson und einer Sozialarbeiterin des „ABC Med Home“ – Programms – www.g-plus.org – Foto: Horst Vollmar

Spezifische Anpassung notwendig

Es ist jedoch deutlich geworden, dass sich aufgrund des Besuches keine gravierenden Änderungen in dem bisher geplanten deutschen Konzept ergeben werden. Angesichts der deutlichen Unterschiede in den Gesundheitssystemen zwischen Deutschland und den USA können Versorgungskonzepte nicht ohne weiteres übernommen werden, sondern müssen optimal an die spezifischen Bedingungen der lokalen Gesundheitssysteme und Versorgungslandschaften angepasst werden, um eine erfolgreiche Wirkung entfalten zu können.

Internationaler Austausch mit Fachkollegen

Zusätzlich erhielten wir viele Möglichkeiten, uns mit verschieden Fachkollegen (zum Beispiel aus den Bereichen der Implementierungsforschung, Pharmako-Epidemiologie, Biostatistik oder Softwarentwicklung sowie Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung) auszutauschen und Anknüpfungspunkte für zukünftige internationale Kooperationsprojekte auszuloten.

Sowohl fachlich als auch persönlich war die Teilnahme am von der Robert Bosch Stiftung geförderten Programm „Care for Chronic Condition“ ein deutlicher Gewinn. Der intensive Austausch mit internationalen Fachkollegen hat wichtige Impulse für das Erreichen unseres Ziels, die Versorgung von MmD zu verbessern, gegeben.

Dieser Bericht wurde verfasst von:

Dr. rer. med. Tilly Eichler, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Rostock/Greifswald

Dr. rer. med. Adina Dreier, M.Sc., Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald / Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Rostock/Greifswald

PD Dr. med. Horst Christian Vollmar, MPH, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; freier Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke